Technische Unterschiede zwischen IPv4 und IPv6

Adressraum und Adressierung

IPv4 (32-Bit)

  • Verwendet 32-Bit-Adressen (ca. 4,3 Milliarden eindeutige Adressen).
  • Knapp bemessener Adressraum führt zu Engpässen und erfordert Hilfstechniken wie NAT (Network Address Translation) und CIDR (Classless Inter-Domain Routing).
  • Komplexere Netzwerkarchitekturen aufgrund von Adressknappheit.

IPv6 (128-Bit)

  • Verwendet 128-Bit-Adressen (etwa 3,4 × 10^38 mögliche Adressen).
  • Enormer Adressraum ermöglicht eine nahezu unbegrenzte Skalierung ohne NAT.
  • Erleichtert klare End-to-End-Kommunikation und direkte Erreichbarkeit von Endgeräten.

Paketfragmentierung und MTU-Handling

IPv4-Fragmentierung

  • Fragmentierung kann an jedem Router auf dem Übertragungspfad erfolgen.
  • Verwendung von IP-Header-Feldern („Identification“, „Flags“, „Fragment Offset“) für die Fragmentierung.
  • Erhöhte Komplexität, da jeder Router Fragmente erzeugen oder weiterverarbeiten muss.
  • Erschwert Fehlersuche und Sicherheitsanalysen, da fragmentierte Pakete erst rekonstruiert werden müssen.

IPv6-Fragmentierung

  • Fragmentierung erfolgt ausschließlich am Quellhost. Zwischenrouter fragmentieren keine Pakete.
  • Nutzung eines optionalen Fragment-Headers (als Erweiterungs-Header), der nur vom sendenden Host gesetzt wird.
  • Erfordert funktionierendes Path MTU Discovery (PMTUD), um optimale Paketgrößen zu ermitteln.
  • Verbessert die Netzwerkleistung, da Router von der Fragmentierungslogik entlastet werden und Sicherheitsprüfungen einfacher ausfallen.

Sicherheit und Mobilität

IPv4

  • Keine integrierte IPsec-Unterstützung, erfordert separate Konfiguration und Implementierung.
  • Sicherheits- und Analysewerkzeuge müssen fragmentierte Pakete rekonstruieren, was potenziell anfälliger für Angriffe ist.

IPv6

  • Native Integration von IPsec für sichere, authentifizierte und verschlüsselte End-to-End-Verbindungen.
  • Verbesserte Unterstützung für mobile Geräte durch Mobile IPv6 (MIPv6) ermöglicht nahtlose Adressumschaltungen bei Wechsel zwischen Netzwerken. IPSec

Implementierung und Betrieb

IPv4

  • Umfassende Unterstützung in bestehender Hardware und Software.
  • Geringe Kosten für Betrieb und Wartung aufgrund breiter Kompatibilität.
  • Langjähriger Einsatz und umfangreiche Tool- und Diagnoseunterstützung.

IPv6

  • Erfordert oft Hardware- und Software-Updates, Schulungen und Anpassungen von Management- und Monitoring-Werkzeugen.
  • Erhöhte Anfangskosten und Migrationsaufwände.
  • Ermöglicht langfristig eine skalierbarere, effizientere und sicherere Netzwerkarchitektur.

Übersichtstabelle

MerkmalIPv4IPv6
Adressraum32-Bit, ca. 4,3 Mrd. Adressen128-Bit, praktisch unbegrenzt
FragmentierungFindet auf Routern entlang des Pfades stattAusschließlich am Quellhost (via PMTUD)
MTU-HandlingDynamische Fragmentierung durch ZwischenrouterEndsysteme ermitteln optimalen MTU über PMTUD
NetzwerkleistungKann durch Fragmentierung beeinträchtigt werdenVerbessert durch Wegfall von Zwischenrouter-Fragmentierung
SicherheitKeine native IPsec-IntegrationNative IPsec-Integration
MobilitätBegrenzte Unterstützung für mobile GeräteMobile IPv6 für optimierte Mobilitätsunterstützung
ImplementierungEinfach, kostengünstig, weit verbreitetErfordert anfängliche Investitionen, aber zukunftssicher
Networking-Overview