Das Y-Statements-Modell zur Dokumentation von Architekturentscheidungen

Architekturentscheidungen sind entscheidend für den Erfolg von Softwareprojekten. Sie beantworten die Frage “Warum wurde eine bestimmte Designoption gewählt?” Das Y-Statements-Modell bietet eine präzise Methode, diese Entscheidungen effektiv zu dokumentieren.

Hintergrund

Seit den 1990er Jahren sind Architekturentscheidungen ein wesentlicher Bestandteil der Softwarearchitektur. Allerdings fehlte oft eine einheitliche Methode, um diese Entscheidungen kompakt und verständlich festzuhalten. Das Y-Statements-Modell wurde entwickelt, um dieses Problem zu lösen und den Fokus auf die wesentlichen Aspekte einer Entscheidung zu legen.

Aufbau des Y-Statements

Das Y-Statement ist in sechs strukturierten Elementen aufgebaut, die zusammen eine vollständige Begründung einer Entscheidung liefern:

  1. Im Kontext von…

    • Beschreibt den spezifischen Anwendungsbereich oder die Komponente, auf die sich die Entscheidung bezieht.
  2. Angesichts der Notwendigkeit…

    • Stellt die Herausforderung oder Anforderung dar, die angegangen werden muss.
  3. Haben wir uns entschieden für…

    • Nennt die gewählte Designoption oder das Muster.
  4. Und verwerfen…

    • Listet die Alternativen auf, die nicht gewählt wurden.
  5. Um zu erreichen…

    • Erläutert die erwarteten Vorteile oder Ziele der Entscheidung.
  6. In Kauf nehmend…

    • Anerkennt mögliche Nachteile oder Kompromisse, die mit der Entscheidung einhergehen.

Dieses Format ermöglicht es, die Entscheidung und ihre Begründung in einem einzigen, klaren Satz darzustellen.

Beispiel eines Y-Statements

Im Kontext des Webshop-Dienstes,
angesichts der Notwendigkeit, Benutzersitzungsdaten konsistent und aktuell über Shop-Instanzen hinweg zu halten,
haben wir uns entschieden für das Datenbank-Sitzungsstatus-Muster,
und verwerfen Client- und Server-Sitzungsstatus,
um Cloud-Elastizität zu erreichen,
in Kauf nehmend, dass eine Sitzungsdatenbank entworfen, implementiert und repliziert werden muss.

Dieses Beispiel zeigt, wie die verschiedenen Elemente des Y-Statements zusammen ein vollständiges Bild der Entscheidung und ihrer Gründe liefern.

Vorteile des Y-Statements-Modells

  • Klarheit und Präzision: Entscheidungen werden kurz und verständlich dokumentiert.
  • Fokus auf Wesentliches: Nur die wichtigsten Aspekte werden hervorgehoben.
  • Transparenz: Alternativen und ihre Ablehnung werden sichtbar gemacht.
  • Einheitlichkeit: Ein konsistentes Format erleichtert das Lesen und Verstehen mehrerer Entscheidungen.

Anwendung in der Praxis

Bei der Verwendung des Y-Statements-Modells sollten einige Punkte beachtet werden:

  • Relevante Entscheidungen dokumentieren: Nicht jede Entscheidung muss festgehalten werden. Fokus auf architektonisch bedeutende Entscheidungen.

  • Gute Begründungen liefern: Argumente sollten fundiert sein, basierend auf Anforderungen, empirischen Daten oder bewährten Praktiken.

  • Schlechte Begründungen vermeiden:

    • Verallgemeinerungen ohne Beleg (“Alle machen das so.“)
    • Routine ohne Reflexion (“Wir haben das immer so gemacht.“)
    • Eigennutz (“Es sieht gut in meinem Lebenslauf aus.“)
  • Geeignete Werkzeuge nutzen: Ob einfache Textdateien, Wikis oder spezialisierte Tools – wichtig ist, dass sie zum Team und Projekt passen.

  • Konsequente Anwendung: Das gewählte Format sollte durchgängig verwendet werden, um Konsistenz zu gewährleisten.

Fazit

Das Y-Statements-Modell bietet eine effiziente Methode zur Dokumentation von Architekturentscheidungen, die sowohl Klarheit als auch Tiefe ermöglicht. Durch seine strukturierte Herangehensweise unterstützt es Teams dabei, Entscheidungen nachvollziehbar zu machen und den Wissenstransfer innerhalb des Projekts zu fördern.


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